Landwirtschaftsmesse AGRIALP in Bozen
Gemeinsam mit dem Landmaschinenhersteller Waldhofer aus Bozen wurde auf einem Waldhofer Transporter und einem Gafner Rotorstreuer das von mir entwickelte Streuoptimierungssystem IKARUS aufgebaut, getestet und auf der Messe vorgestellt.
Steilheit macht erfinderisch
Ein Musterbeispiel eines innovativen Bauern ist im Ahrntal zu finden. Klaus Stolzlechner hat das vollkommen neue Streuoptimierungssystem IKARUS entwickelt und dieses als Patent angemeldet.
Bereits die Zufahrt zum Oberkofl-Hof in St. Jakob im Ahrntal lässt die Steilheit der Wiesen erahnen, die Klaus Stolzlechner und seine Frau Edith mit ihren beiden Kindern bewirtschaften. Oben am Oberkofl Hof auf 1240 Metern Höhe genießt man dann einen einmaligen Ausblick auf das gesamte Ahrntal.
Der kleine Bergbauernbetrieb mit 5,5 Hektar Wiesen, 8,5 Hektar Wald und eigener Alm wird heute im Nebenerwerb bewirtschaftet. Die Milchwirtschaft musste aus Arbeitsgründen bereits vor etlichen Jahren aufgegeben werden. Heute stehen 11 Stück Mastvieh im Stall. Trotzdem wird der steile Hof von Klaus, Edith und der fleißigen Verwandtschaft nach wie vor mit viel Einsatz bewirtschaftet. Beide waren schon immer aufgeschlossen gegenüber positiven Veränderungen.
So hat Klaus erst mit 27 Jahren nach der Landwirtschaftsschule die Handelsoberschule als Abendschule besucht und mit Matura abgeschlossen. Nach einer kurzen Laufbahn als Verwaltungsbeamter hat er sich 2005 im Bereich Marketing und Bürodienstleistungen selbstständig gemacht. Seither ist er viel flexibler und kann sich die Arbeit am Hof den Erfordernissen entsprechend besser einteilen. Zudem sind am Hof bereits seit den frühen 1970er Jahren Ferienwohnungen für Urlaub am Bauernhof eingerichtet. Klaus und Edith sind Mitglied bei den "Ahrntaler Aktivbauernhöfen", einer Angebots- und Kooperationsgruppe mit einem vielfältigen Programm für ihre Gäste. Klaus hat überdies früh das Potential der Photovoltaik erkannt: Bereits 2009 ist seine vollintegrierte Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 34 kWp auf dem Dach des neuen Fahrsilos in Betrieb gegangen. Planung, Montage und Installation erfolgten dabei weitgehend in Eigenregie. Trotz der vielen Verpflichtungen legen Klaus und Edith großen Wert auf eine gemeinsame Gestaltung der Freizeit und aktive Erholungsphasen. Ein Familienurlaub gehört ebenso zur Jahresplanung wie Ausflüge und Wanderungen mit der gesamten Familie.
Wie viele Bauern im Ahrntal düngt Klaus mit seinem Seitenmiststreuer von den Feldwegen aus die steilen Wiesen. Beim besagten Streuvorgang stoßen alle gängigen Seitenmiststreuer mit den verschiedenen Streuzinken und Umdrehungsgeschwindigkeiten hinsichtlich Wurfweite und Streubild bald an ihre Grenzen. Bereits seit vielen Jahren beschäftigt Klaus daher die Überlegung, wie er diese Grenzen überwinden und eine Verbesserung des Streubildes erreichen könnte. Doch erst als er durch einen Armbruch im Winter 2009 endlich mehr Zeit fand, wurde die Idee konkret und die Umsetzung in Angriff genommen: Im April 2009 wurde das IKARUS-Streuoptimierungssystems als Patent angemeldet, im Frühjahr/ Sommer 2009 wurden geeignete Komponenten gesucht, im Herbst 2009 wurde der erste Prototyp gebaut und gemeinsam mit der Firma Transbagger aus Sand in Taufers an den verfügbaren SACO-Seitenstreuer montiert. Es folgten verschiedene Tests mit unterschiedlichen Antriebsvarianten des Ventilators, bis der Testbetrieb im Herbst 2010 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Und so funktioniert das System: Klaus hat die Beobachtung gemacht, dass das Miststreuen im steilen Gelände sehr von den Windverhältnissen abhängig ist. Je nach Windgeschwindigkeit und -richtung fördert oder hemmt der Wind die Wurfweite und das Streubild. Genau dieses Verhalten hat Klaus zur Grundlage seiner Erfindung gemacht: Er hat hinten am Seitenstreuer einen Ventilator montiert, der mit einem stabilen PVC-Schlauch verbunden ist, dessen Ende genau unterhalb der Auswurftrommel angebracht ist. Durch die vom Ventilator bewegten Luftmassen und den erzeugten Luftdruck wird der Mist weiter und gleichmäßiger auf den steilen Wiesen verteilt. Dadurch kann die Fläche zwischen zwei Feldwegen einheitlich und gleichmäßig gedüngt werden. Zudem gibt es so gut wie keine Verschleißteile oder aufwändigen Wartungen, welche den Betrieb zusätzlich belasten.
Klaus ist bereits mit Landtechnikfirmen im Gespräch, welche gegenüber der innovativen Erfindung großes Interesse zeigen. Sein Ziel ist es, das IKARUS-System in ein neues Gesamtkonzept eines Seitenmiststreuers zu integrieren oder als Nachrüstsatz anzubieten. Noch ist nicht klar, welches Unternehmen das System schlussendlich übernehmen oder ob ein eigenständiger Vertrieb aufgebaut wird. Jedenfalls ist Klaus auf einem sehr guten Weg. Die lange Entwicklungszeit mit dem hohen Kosten- und Zeitaufwand scheint sich langsam auszuzahlen.
Am Beispiel seiner Erfindung ermuntert Klaus seine Berufskollegen und die Bauern, die ebenfalls gute und innovative Ideen haben, diese zielgerichtet und konkret umzusetzen, auch wenn dafür viel Geduld, Zeit und meist auch Geld benötigt würden. Dasselbe gelte aber auch für die Entwicklung eines Hofes: Diese sollte nicht dem Zufall, dem Schlendrian oder der Gewohnheitskultur überlassen werden. Mit Mut, Einsatz und einer Kombination verschiedener Einkommensschienen lasse es sich heute besser denn je auf einem Bergbauernhof leben.
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Oberkofl Hof, Koflberg 6, I-39030, St. Jakob im Ahrntal
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